Requiem for Royalex – Das Ende des leichten Canadiers

Dunkle Zeiten für Canadier-Fans und kein Licht am Ende des Tunnels. PolyOne, der weltweit einzige Produzent von Royalex stellt die Produktion ein. Einer der ganz großen Stars unter den Bootsbaumaterialen sagt zum Abschied leise Servus.

Royalex ist tot

Stechpaddlern stehen ungewisse Zeiten bevor. Das vielleicht beste Material für den Bau von leichten und robusten Canadiern steht vor dem aus. Royalex ist tot. Ganz unerwartet kommt die Meldung für Kenner der Kanubranche nicht. Schon seit einiger Zeit lässt sich abschätzen, dass PolyOne, der Chemieriese aus den USA die, aus seiner Sicht winzige und wirtschaftlich wenig lukrative Sparte der Royalex-Produktion einstellen wird. Andererseits waren auch die Abnehmer, also die Kanuhersteller, nicht mehr Willens die enormen Preissteigerungen der Monopolisten PolyOne weiter hinzunehmen. Also wird das goldene Kalb geschlachtet. Mit traurigen Auswirkungen für uns Paddler.

Royalex – Eine Erfolgsgeschichte

Royalex war seit gut 40 Jahren DAS Material für leichte und robuste Canadier. Ursprünglich vom Reifenhersteller Uniroyal  Mitte der des 20. Jahrhunderts entwickelt fand Royalex 1964 seinen ersten Einsatz im Canadier-Bootsbau. Den großen Durchbruch schaffte Royalex in der Paddelszene 1978 durch eine radikale Werbestrategie von Old Town Canoes, die kurzer Hand ein Royalex Kanu vom Dach ihrer Fabrik warfen. Das Boot landete zwar unsanft auf dem Betonboden, kam aber ohne jegliche Beule oder Kratzer davon. Das überzeugte die Paddler. Andere namhafte Hersteller wie Mad River, Nova Craft und auch Gatz in Köln stiegen in die Produktion von Royalex Kanus ein und fortan war Royalex eine feste Größe im Bootsbau.

Nun stellt also PolyOne, das amerikanische Weltunternehmen im Bereich Chemie ersatzlos die Produktion der Royalex-Platten ein. Diese Platten dienen den Kanuherstellern wie Old Town, Mad River oder Gatz als Rohstoff für ihre Boote. In einer Art „Pizzaofen“ werden diese Platten erwärm und per Vakuum-Tiefzugverfahren zu den unterschiedlichen Bootsmodellen geformt.

Teure Preise für Royalex Kanus

Schon jetzt muss der Endkunde mit einer Verteuerung von 20-30% bei Neubestellungen rechnen. Lagerboote können noch zum alten und günstigen Preis verkauft werden. Ab April 2014 ist dann endgültig Schluss mit der Produktion von Royalex.

Alternativen zu Royalex

Alternativen gibt es nicht wirklich zu dem revolutionären ABS-Vinyl-Sandwich-Material Royalex. Da wären zum einen ein 3-lagiges PE-Material, was zwar noch robuster wäre aber auch gute 30% schwerer. Zum anderen kann der Paddler nur noch zu Kevlar-Carbon Kanus greifen. Die sind zwar sehr leicht und sehen fantastisch aus, sind jedoch bei weitem nicht so belastbar wie es das Royalex ist. Ob sich die Fangemeinde der Alu-Canadier wieder ausweiten wird, wie im Prä-Royalex Zeitalter ist wohl zu bezweifeln.

Was heißt das für den Paddler?

Aus Paddler Sicht heißt das zugreifen solange es noch Royalex Kanus gibt und am besten auch, solange die Preise noch nicht apothekenähnliche Sphären erreicht haben. Das ist nämlich ganz klar abzusehen. Solange wir als Händler noch Royalex Boote im Lager stehen haben, können wir die auch zum günstigen Preis anbieten. Alles, was der Händler ab jetzt nachbestellen muss wird um einiges teurer. Leider!

Die Zukunft des Bootsbaus

Die Zukunft bleibt ungeschrieben, so auch das Kapitel Royalex. Ob sich eventuell wieder ein Käufer für die Royalex-Produktion findet steht in den Sternen. Sicher ist nur, dass die Kanuindustrie unter Zugzwang steht. Der Entwicklungsdruck, der auf den Herstellern lastet ist nun wieder hoch. Vielleicht führt das zu einem neuen, revolutionären Material im Kanubau, so wie es Royalex vor über 50 Jahren war. Die Zeit ist reif dafür.